Dienstag, 31. Januar 2012

Ein fünfter Eintrag über das Spiel in Verl und alles was dazugehört

Zuerst gibt es erst einmal etwas Erfreuliches zu berichten: Stefan Haben ist nach einem halbjährigen Intermezzo bei Fortuna Köln wieder zur TuS zurückgekehrt und erhält für’s Erste einen Vertrag bis zum Ende der Saison, soll aber auch danach weiter im Trikot der TuS Koblenz auflaufen. Zudem sicherte sich die TuS die Dienste des Kroaten Tino Lagator. Herzlich willkommen in Koblenz beziehungsweise Willkommen zurück, Stefan und Tino!

David Sasse und Seung-Yeob Ok haben die TuS wiederum verlassen. Auf diesem Weg nochmal alles Gute und Danke an die Beiden!


~*~


Am 29. Januar des neuen Jahres startete auch die TuS in die Rückrunde der laufenden Saison. Nach dem spielfreien Spieltag am Wochenende zuvor stand nun endlich das erste Spiel an: auswärts in Verl.

Verl.
Wo liegt das eigentlich, fragten sich einige und mussten eine Landkarte zu Rate ziehen. Andere, die bereits schon mit nach Wiedenbrück gefahren waren, wussten, dass Verl dort in der Nähe liegt und konnten so mit ihrem Wissen alle anderen aufklären.
Für alle jedoch bedeutete Verl ein weiteres kleines Fußballnest mit einem Stadion mit Sportplatzcharakter, eben so wie beispielsweise in Wiedenbrück und Elversberg schon erlebt.
Die Zeiten von Spielen im Borussia Park oder im Dresdner glücksgas-Stadion (urks. Dieser neue Name O.o) sind mittlerweile ja leider Geschichte.

Und so stand ich am Sonntagmorgen um Sechs Uhr auf, um die Reise nach Koblenz anzutreten, und um von dort mit dem DKF-Bus nach Verl zu fahren.
Der Bus war voll besetzt – nebenbei bemerkt hat dieser Umstand mittlerweile Seltenheitswert, leider – nach der langen Zeit der Winterpause und den mehr oder minder erfolgreich bestrittenen Hallenturnieren war die Tour hier endlich wieder das, was im Fanleben mit am meisten Spaß macht.

In Verl angekommen erwartete die Fankolonne das, was alle bereits erwartet hatten. Ländliche, landwirtschaftlich geprägte Umgebung und eine Stadt, die trotz circa 25.000 Einwohnern eher anmutete wie ein Dorf irgendwo in der Pampa.



Dementsprechend fiel dann auch das Urteil über das Stadion an der Poststraße aus: nach ellenlangen Irrwegen zwischen Pferdeweiden, Bauernhöfen und Bolzplätzen erwartete uns ein Sportplatz, der zwar ein Fassungsvermögen von etwa 5000 Zuschauern aufweist, jedoch wird dieser Wert in der Regionalliga wohl selten erreicht – an diesem Tag sollten es 400 Zuschauer sein, die dem Sportspektakel beiwohnten, davon letzten Endes etwa 150 Mitgereiste aus Koblenz.

Jedoch dauerte es zu Anfang erst einmal etwa zehn Minuten, bis der Kassenwart des Gästeblocks sich blicken ließ – so standen wir als erste Ankömmlinge so lange in der Schlange und belehrten einen der anwesenden Sicherheitsmenschen von dem (schönen) Irrglauben, die TuS stünde auf einem der vorderen Plätze der Tabelle.

Als das Billet gelöst war und die Auswärtigen begann, die Örtlichkeit zu inspizieren, mussten neben mir noch weitere hungrige und durstige Fußballcracks feststellen, dass der Imbissstand ebenfalls seine Fenster noch geschlossen hatte. Ernüchterung machte sich breit, bis etwa eine Viertelstunde später der Schlemmerstand seine Pforten öffnete und sich der inzwischen angewachsene Koblenzer Mob auf das ausgeschenkte Bier stürzte.

Es kann teilweise am Spiel gelegen haben, dass kurz nach der Halbzeit das Bier schon komplett ausverkauft war, oder aber einfach daran, dass nicht gerade viel davon gelagert war. Denn das, was geboten wurde, war nicht gerade das Gelbe vom Ei, auf beiden Seiten nicht.

Die TuS schaffte es nicht, ihre vorhandenen Chancen zu verwerten, bestes Beispiel war Jura Gros, der von der rechten Seite aufs Tor zugelaufen kam und den Ball gefühlte 20 Meter zu hoch und in Richtung der Eckfahne vorbeizimmerte.
Auf Koblenzer Seite verbesserte sich das Geschehen nach der Einwechslung von Thomas Klasen, der an diesem Tag viele gute Akzente setzen konnte.

Verl konnte den Ball während der gesamten 90 Minuten ebenfalls nicht im Koblenzer Gehäuse unterbringen, auch wenn es zwischendrin mehrfach eng für die TuS-Defensive wurde: gleich vier Mal in den neunzig Minuten musste ein Spieler auf der Linie retten.

Den Schlusspunkt der Partie setzte Michael Stahl, der erst einen Angriff der Verlers Haeder verhinderte und auf der Gegenseite verfehlte, in der letzten Spielminute das Siegtor für die Blau-Schwarzen zu erzielen, indem er an Verls Keeper Maric scheiterte.


Das Fazit des Spiels fällt schwer. Es war eine durchwachsene Leistung, mit vielen guten Chancen und die Mannschaft war in der Zweiten Halbzeit eigentlich für unsere Verhältnisse sehr agil und hat gekämpft, nur bloß das Tor nicht getroffen.
Und wer das Tor nicht trifft, auch wenn man fast alleine davorsteht, der hat auch keine Punkte verdient.


Doch nun zu dem Vorfall, der im Endeffekt vielleicht mehr diskutiert wurde, als das Spiel selbst.
Selbst im Radio wurde die Nachricht der Randale durch die "verdammten Fußball'fans'" durchgegeben und die Nachricht machte schnell die Runde.
Der Polizeibericht und der zugehörige Artikel der RZ, dessen Quelle eben der Bericht der Polizei war, vermittelten ein Bild des Vorfalls, wie er schon so oft in den Medien aufgekommen war, das altbekannte Schwarz-Weiß-Gemälde.

Nun ja, aber mal darüber nachgedacht, dass das, was da steht nur teilweise war wie beschrieben?
Wenn man schon vorher Vorurteile und dergleichen gegen Ultras hegt, dann mag man dazu neigen, vorschnell zu urteilen, weil man meint, ein allumfassendes Bild des Vorfalls zu haben, selbst, wenn man gar nicht dabei war.
Und der Bericht kommt von der Polizei, mag man denken, die werden schon eher recht haben als solche gewalttätige Asoziale.

Ich möchte jetzt nicht irgendwem die Schuld absprechen, da ich nicht alles, was passiert ist, mitbekommen habe, und ich maße mir daher auch nicht an, ein endgültiges Urteil zu fällen.
Aber ich habe einiges mit eigenen Augen beobachten können, und gerade da, als unser Bus keine zwanzig Meter vom Ort des Geschehens entfernt stand, machte die Polizei nicht, wie im Polizeibericht beschrieben, den Eindruck, als bemühe sie sich um deeskalierendes Verhalten. Nur einfach mal so als Anmerkung.

Mehr möchte ich jetzt auch nicht mehr dazu schreiben.
Es war ein ziemlich beschissener Vorfall, der nicht nur mich nachdenklich zurückgelassen hat und der mich auch jetzt immer noch beschäftigt.

Für mich ist dieser Vorfall aber auf jeden Fall keinesfalls dieser von der Polizei dargestellte Konflikt von Gut gegen Böse, beide Parteien haben Fehler gemacht. Es ist passiert, was passiert ist und man kann es nicht mehr ungeschehen machen.
Hoffentlich passiert so etwas so schnell nicht mehr, denn durch genau solche Vorfälle fühlen sich die, die sowieso schon ein negatives Bild von der Fanszene haben, wieder in ihrer Meinung bestätigt. Und dabei ist eine Fanszene eigentlich eine richtig tolle Sache.

In diesem Sinne,
Grüße, Ju